Welchen Einfluss hat die Ehe auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden? Neue Forschungsergebnisse zeigen spannende Zusammenhänge – warum verheiratete Menschen oft gesünder und glücklicher leben (aber nicht immer), erfährst du in diesem Artikel.

Sind wir Menschen von Natur aus monogam oder polygam?
Wahrscheinlich ein bisschen von beidem.
Denn jede dieser Strategien brachte sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich – was erklärt, warum wir innerlich oft hin- und hergerissen sind.
So bot die Monogamie etwa den Vorteil, den Nachwuchs gemeinsam großziehen zu können. Und da es viel Zeit, Energie und Fürsorge braucht, um einen kleinen Menschen erfolgreich ins Leben zu begleiten, hatten die Kinder monogamer Paare bessere Überlebenschancen.
Im Laufe der Evolution entwickelten wir daher das Bedürfnis, eine tiefe emotionale Bindung zu einem einzigen Menschen einzugehen.

Auf der anderen Seite konnten Menschen, die sexuelle Beziehungen mit mehreren Partnern hatten – insbesondere Männer – mehr Nachkommen zeugen und damit mehr Kopien ihrer Gene weitergeben. Gleichzeitig erhielten sie Zugang zu Ressourcen weiterer Personen.
Deshalb entwickelten wir auch das Verlangen, mit mehr als einem Partner sexuell verbunden zu sein.
Kurz gesagt: Wir alle tragen sowohl monogame als auch polygame Tendenzen in uns.
Am Ende ist es die jeweilige Kultur, die bestimmt, was als „normal“ gilt – doch beide Tendenzen sind immer präsent.
In allen Gesellschaften finden sich sowohl langfristige romantische Beziehungen als auch Seitensprünge und Untreue.
Ein weiteres Beispiel für den inneren Zwiespalt des Menschen, der oft gleichzeitig unvereinbare Ziele verfolgt.

Wir wünschen uns, essen zu können, was wir wollen, aber gleichzeitig möchten wir am Strand im Sommer gut aussehen.
Wir möchten teure Kleidung tragen, aber auch genug Geld sparen, um ein eigenes Zuhause zu kaufen.
Genauso sehnen wir uns nach einer tiefen, dauerhaften Beziehung, und gleichzeitig nach sexueller Abwechslung.
Wie so oft stehen wir auch hier im Spannungsfeld unserer eigenen Wünsche – und müssen unsere Werte und Prioritäten bewusst definieren.
Heute geht es jedoch darum, was die Wissenschaft über den Einfluss der Ehe auf unsere Gesundheit sagt.
Ehe und Gesundheit
Im Durchschnitt leben verheiratete Menschen länger und kommen in den Genuss einer besseren Gesundheit (Studie I, Studie II, Studie III).

Single- und geschiedene Menschen haben ein höheres Risiko, an Diabetes zu erkranken (Studie) und erholen sich nach Operationen oder sogar einem Herzinfarkt schlechter (Studie I, Studie II).
Verheiratete Menschen haben das geringste Suizidrisiko, während eine Scheidung das Risiko deutlich erhöht – sogar stärker als eine Verwitwung.

Die Erklärungen zwischen Gesundheit und Ehe sind vielfältig.
Zum einen haben verheiratete Menschen oft jemanden an ihrer Seite, der sie regelmäßig an gesündere Gewohnheiten erinnert (Studie I, Studie II). Häufig ist es der Partner oder die Partnerin, der bemerkt, wenn man zu viel raucht oder mehr trinkt, als einem guttut.
Außerdem wirkt sich die emotionale Unterstützung einer stabilen Beziehung positiv auf die psychische Gesundheit aus und senkt das Risiko für Depressionen (Studie I, Studie II). Und wer sich mental besser fühlt, achtet auch eher auf seinen Körper.
Ein weiterer Faktor: Verheiratete Menschen weisen tendenziell niedrigere Cortisolwerte auf (Studie) – was ihnen hilft, mit Stress besser umzugehen.
Nicht zuletzt können Paare finanzielle Ressourcen teilen und sich in schwierigen Phasen gegenseitig unterstützen (mehr Details). Und eine stabilere finanzielle Situation trägt ebenfalls dazu bei, die Gesundheit zu fördern.
Ehe und Lebensfreude
Laut einer Untersuchung aus den USA ist das allgemeine Glücksniveau in den letzten Jahrzehnten gesunken.

Ein genauer Blick auf die Daten zeigt jedoch: Die Lebenszufriedenheit von verheirateten Menschen ist gestiegen.
Tatsächlich kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass die Ehe der wichtigste Faktor für Glück ist – noch bedeutsamer als das Einkommen.
Und da der Anteil verheirateter Menschen seit den 1970er-Jahren um mehr als 60 % zurückgegangen ist, könnte genau dies ein Teil der Erklärung für den allgemeinen Rückgang des Glücksniveaus sein.
Wie immer gilt: Beobachtungsdaten sollten mit Vorsicht interpretiert werden.
Es könnte nämlich auch sein, dass glücklichere Menschen einfach häufiger heiraten – schließlich möchte kaum jemand sein Leben mit jemandem teilen, der dauerhaft unglücklich ist (mehr Details).
Das heißt: Vielleicht ist Glück die Ursache der Ehe – und nicht ihre Folge.
Ein Teil des Effekts lässt sich sicher so erklären. Doch mehrere Studien deuten auch darauf hin, dass das Gegenteil ebenso zutrifft: Die Ehe macht uns tatsächlich glücklicher – und kann sogar helfen, die berühmte Midlife-Crisis abzufedern (Studie I, Studie II).

Nicht jede Ehe ist gleich
Viele Studien erfassen lediglich, ob jemand verheiratet ist – aber nicht, wie es um die Qualität der Ehe steht.
Und genau das ist der entscheidende Punkt.
Ehen, in denen beide Partner zufrieden sind, zeigen deutlich stärkere positive Effekte auf die Gesundheit (Studie I, Studie II, Studie III).

So zeigte sich beispielsweise: Nach einer Bypass-Operation hatten Menschen in sehr zufriedenstellenden Ehen eine dreimal so hohe Überlebenswahrscheinlichkeit nach 15 Jahren wie Personen in unglücklichen Ehen (Studie).
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei der Gesundheit von Frauen nach einer Brustkrebserkrankung (Studie): Verheiratete Frauen erholten sich besser als unverheiratete – besonders deutlich war der Effekt bei jenen, die ihre Ehe als erfüllend beschrieben.
Offenbar hat die Qualität der Partnerschaft einen stärkeren Einfluss auf unser Wohlbefinden als viele andere soziale Beziehungen.
Und interessant dabei: Menschen, die besonders glücklich in ihrer Ehe sind, sehen in ihrer Partnerin oder ihrem Partner ihren besten Freund (Studie).
Ehe oder einfach nur zusammenleben?
Auf Grundlage der bisherigen Erkenntnisse scheint die Ehe sowohl Gesundheit als auch Lebenszufriedenheit positiv zu beeinflussen.
Wahrscheinlich gelten viele dieser Effekte auch für stabile, nicht verheiratete Partnerschaften – dennoch könnte das Ritual der Eheschließung einen zusätzlichen Nutzen bringen.
Denn: Die Ehe ist mehr als nur ein Stück Papier. Sie ist ein bedeutsamer Übergangsritus, ein öffentliches wie privates Commitment.
Der emotionale Symbolwert einer Ehe verändert, wie du dich selbst siehst – und wie dich andere wahrnehmen.
Und genau das hat Einfluss darauf, wie du dich fühlst – und wie du dich verhältst.
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Deshalb schneiden verheiratete Menschen im Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden oft besser ab als Paare, die lediglich zusammenleben (Studie).
Natürlich sprechen wir hier von Durchschnittswerten.
Manche unverheiratete Paare sind enger verbunden als viele Eheleute – und profitieren entsprechend stark von ihrer Beziehung.
Und selbstverständlich bedeutet all das nicht, dass man eine unglückliche Ehe um jeden Preis aufrechterhalten sollte.
Wie wir bereits gesehen haben: Toxische Beziehungen schaden der Gesundheit – da ist Alleinsein oft die bessere Wahl.
Und falls du gerade keine Partnerschaft hast – keine Sorge. Auch das Single-Leben hat viele Vorteile. Nutze diese Zeit in vollen Zügen – bis der richtige Mensch in dein Leben tritt. 🙂
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